Hilfe für zusammengeschlagenen Umweltschützer

Wurde der chinesische Umweltschützer Fu Xiancai bestraft, weil er in einem ARD-Interview Kritik an der chinesischen Führung äußerte? Fest steht: Kurz nach dem Interview wurde er zusammengeschlagen – so brutal, dass er noch immer auf der Intensivstation liegt. Die Operation wird mit deutscher Hilfe bezahlt.

Von Petra Aldenrath, ARD-Hörfunkstudio Peking

Er sitzt zuhause und wartet. Etwas anderes kann Xiao Fu, der Sohn des Umweltaktivisten Fu Xiancai, der so brutal niedergeschlagen wurde, dass er von der Schulter abwärts gelähmt ist, zurzeit nicht tun. Gestern wurde Xiao Fus Vater operiert. „Mein Vater ist immer noch auf der Intensivstation“, erzählt Xiao Fu am Telefon.

6000 Euro aus Deutschland

Nachdem das Krankenhaus in Yichang zunächst die Operation verweigert hatte, da die Familie die umgerechnet 8000 Euro dafür nicht aufbringen konnte, entsandte die Deutsche Botschaft in Peking den deutschen Regionalarzt in die Provinz. „Vor ein paar Tagen spendete uns die deutsche Botschaft an die 6000 Euro“, so der Sohn. „Gestern Abend haben wir eine Anzahlung für die Operation geleistet.“

Die deutsche Intervention und der internationale Druck scheinen geholfen zu haben. Fu Xiancai wurde operiert – und auch die Provinzregierung versprach mittlerweile weitere Hilfe. „Wir haben eine Nachricht vom Krankenhaus bekommen, dass die lokale Regierung uns eine Kostenübernahme garantiert“, sagt Xiao Fu. „Das bedeutet, dass wir zurzeit nichts zahlen müssen. Wir wissen aber noch nicht wie viel die gesamte Behandlung kosten wird. Das hängt davon ab, wie sich mein Vater erholt.“

Niedergeschlagen nach ARD-Interview

Der Umweltaktivist Fi Xiancai wurde mit einem harten Gegenstand niedergeschlagen, kurz nachdem er dem Fernsehteam der ARD ein Interview gab. Der seit Jahren als Gegner des Drei-Schluchten-Staudamms bekannte Aktivist prangerte in dem Interview an, dass etliche Bauern immer noch keine vollständige Entschädigung dafür bekommen haben, dass sie für den Superstaudamm ihre Häuser und ihre Ländereien verlassen mussten. Den chinesischen Lokalbehörden war der Umweltaktivist seit langem wegen seiner unverhohlenen Kritik am Staudamm ein Dorn im Auge. Bis heute, so der Sohn Fu Xiancais, ist noch nicht bekannt, wer den Anschlag verübte.

Das werde noch untersucht, antwortet Xiao Fu einsilbig. Seine Familie und er dürfen Fu Xiancai eine halbe Stunde am Tag besuchen. Freunde und Sympathisanten allerdings werden auf Anweisung der Lokalbehörden abgewimmelt. „Viele Leute aus dem Dorf wollen meinen Vater besuchen“, erzählt der Sohn. „Sie werden aufgehalten und vom Sicherheitsbüro daran gehindert.“

Der Umweltaktivist Fu Xiancai steht unter strenger Bewachung. „Er würde sich weiter gegen das Drei-Schluchten-Damm-Projekt engagieren und die finden, die ihn niedergeschlagen haben“, kündigte der nun an den Rollstuhl gefesselte Fu aus dem Krankenhaus bereits an. Ob er aber jemals wieder laufen kann, ist ungewiss, so sein Sohn Xiao Fu. „Wir sind besorgt um ihn. Der Arzt hat gesagt, nur durch ein Wunder wird mein Vater wieder vollständig gesund werden. Es ist unmöglich für ihn aufzustehen.“

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