Geständnisse nur Spitze des Eisbergs?

Die bisherigen Geständnisse des mutmaßlichen Serienmörders Michel Fourniret könnten nach Einschätzung der Justiz nur die Spitze des Eisbergs sein. Die französische Polizei werde etwa 30 ungeklärte Vermissten- oder Mordfälle auf eine mögliche Täterschaft des 62-Jährigen hin überprüfen, teilte der Staatsanwalt von Reims, Yves Charpenel, mit. „Wir sind noch weit von der Wahrheit entfernt“, sagte er der Zeitung „Le Parisien“. Fourniret habe ausgesagt, „dass er pro Jahr zwei junge Mädchen gejagt habe.“ Bisher hatte der 62-Jährige neun Morde gestanden.

Charpenel hofft, dass sich nach der Festnahme des Mörders Zeugen oder Opfer melden: „Sie brauchen jetzt keine Angst mehr zu haben, weil sie wissen, dass Michel Fourniret jetzt wirklich in den Händen der Justiz ist“, sagte er dem Fernsehsender France-2. Zu der Tatsache, dass Fourniret kein Geständnis für den Zeitraum der 90er Jahre abgegeben hat, meinte der Staatsanwalt: „Es fällt schwer zu glauben, dass in diesen zehn Jahren nichts passiert sein sollte.“ Fournirets Frau bezichtigt ihren Mann eines zehnten Mordes an einem Au-Pair-Mädchen im Jahr 1993.

Polizei vergleicht Ermittlungen

Belgische und französische Beamte glichen unterdessen bei einem Treffen nahe Paris ihre Ermittlungsergebnisse ab. Die dänischen Behörden stellten eine Anfrage im Zusammenhang mit der Vergewaltigung und dem Mordversuch an einer Elfjährigen auf der Insel Falster im Jahr 1999. Eine Phantomzeichnung weist offenbar Ähnlichkeit mit Fourniret auf. Weitere Fälle werden auch in den Niederlanden geprüft. In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundeskriminalamtes „bisher keinen direkten Verdachtsfall“.

Politiker und Polizeigewerkschaften zeigten sich durch den Fall alarmiert und sprachen sich für einen besseren und schnelleren Informationsaustausch über Kriminelle zwischen den EU-Staaten aus. In den Niederlanden wollen Regierungs- und Oppositionsparteien die derzeitige EU-Präsidentschaft ihres Landes nutzen, um entsprechende Pläne voranzubringen, ergab eine Umfrage der niederländischen Agentur anp.

Fourniret will Hinweise auf weitere Opfer geben

Der im belgischen Dinant inhaftierte Fourniret will den Ermittlern nach Angaben seines Anwalts weiter bei der Suche nach seinen Opfern helfen. Am Wochenende hatte er die Polizei zu zwei Leichen nahe dem Schloss Sautou in den französischen Ardennen geführt. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um die seit 1989 verschwundene zwölf Jahre alte Elisabeth B. und die 22-jährige Jeanne-Marie D.

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