Erste Bestattungen in Beslan

Nach dem katastrophalen Ausgang des Geiseldramas in Nordossetien trauert Russland um die Opfer des Terroraktes. In Beslan, dem Schauplatz des Tragödie, nahmen hunderte Bewohner in einer bewegenden Zeremonie Abschied von den ersten Opfern. Vor der zerschossenen Schule legten Trauernde rote Nelken und gefüllte Wasserflaschen nieder – in Erinnerung an die Kinder, die zwei Tage lang ohne Wasser und Nahrung auskommen mussten. Für Montag und Dienstag ordnete Russlands Präsident Wladimir Putin Staatstrauer an.

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Weiter zahlreiche Vermisste

Noch immer ist nicht klar, wie viele Opfer es tatsächlich gegeben hat. Während die Behörden offiziell von 338 Toten sprechen, wurden in der größten Leichenhalle der Region allein 394 Leichen gezählt. Etwa die Hälfte der Opfer sind Kinder. Unter den Trümmern des Schulgebäudes finden die Bergungsmannschaften noch immer Leichen. Nach wie vor behindern Sprengsätze, die von den Terroristen in dem gesamten Schulgebäude angebracht worden waren, die Bergungsarbeiten.

Einige Opfer sind dermaßen entstellt, dass sie von den Angehörigen nicht hätten identifiziert werden können. Daher wurden Blut- und Haarproben genommen. Etwa 180 Personen werden nach wie vor noch vermisst. Viele der mehr als 700 Verletzten schweben noch in Lebensgefahr. Insgesamt hatten die Terroristen 1180 Geiseln in ihrer Gewalt.

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Drei Verdächtige festgenommen

Nach Angaben der russischen Generalstaatsanwaltschaft sollen 32 Geiselnehmer an dem Terrorakt beteiligt gewesen sein. Bislang seien 30 Leichen der Täter gefunden worden. Ob den beiden restlichen Geiselnehmern möglicherweise die Flucht gelang oder ob sie unter den drei Verdächtigen waren, die die Polizei festgenommen hatte, ist nicht bekannt.

Die Geiselnahme soll nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur ITAR-Tass von dem tschetschenischen Rebellenführer Schamil Bassajew geplant und unter der Führung von Magomed Jewlojew aus Inguschetien ausgeführt worden sein. Als Geldgeber habe Abu Omar As Sejf gedient, ein Araber, der das Terrornetz Al Kaida in Tschetschenien vertreten soll.

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Die Geiselnehmer hatten die Schule am 1. September während einer Feier anlässlich des neuen Schuljahres überfallen und rund 1200 Schüler, Eltern und Lehrer als Geiseln genommen. Sie forderten die Unabhängigkeit Tschetscheniens und die Freilassung tschetschenischer Kämpfer in Inguschetien.

Eskaliert war die Lage in der Schule am Freitag während des Versuchs, Leichen aus dem Schulgebäude zu bergen. Unter noch ungeklärten Umständen kam es zu mehreren Explosionen. Als die Geiselnehmer auf fliehende Kinder schossen, stürmten russische Spezialeinheiten das Gebäude. Viele Geiseln starben durch Sprengstoff-Explosionen und den Zusammenruch des Daches der Turnhalle, wo viele von ihnen festgehalten worden waren.

Tarnung als Bauarbeiter

Die Geiselnehmer hatten den Überfall nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes FSB akribisch geplant. Tage vor Schulbeginn am vergangenen Mittwoch sollen sie bei Renovierungsarbeiten als Bauarbeiter getarnt Waffen und Sprengstoff auf das Gelände geschmuggelt haben.

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Schule als Denkmal für die Opfer

Die Behörden wollen das zerstörte Schulgebäude nach vorläufigen Plänen nicht wieder aufbauen. An der Stelle wolle man ein Denkmal für die Opfer errichten, sagte der Sprecher der nordossetischen Regierung, Lew Dsugajew, dem staatlichen Fernsehsenders „Rossija“.

Lesen Sie zu dem Thema auch unsere Interviews mit dem Terrorexperten Alexander Rahr.

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