Gilani soll Pakistans neuer Premier werden

Pakistans Volkspartei hat Ex-Parlamentspräsident Gilani als künftigen Regierungschef vorgeschlagen. Es gilt als sicher, dass ihn die Nationalversammlung heute zum Premier wählt. Präsident Muscharraf sicherte der neuen Regierung Unterstützung zu.

Von Sabina Matthay, ARD-Studio Südasien

Sechs Wochen nach den Wahlen in Pakistan hat die Volkspartei, stärkste Kraft in der Nationalversammlung, einen Kandidaten für das Amt des Premierministers aufgestellt. Der frühere Parlamentspräsident Yousouf Raza Gilani soll nächster Regierungschef in Islamabad werden, meldete das pakistanische Fernsehen. Heute soll die Nationalversammlung Gilani wählen.

Auch Muscharraf-Unterstützer wollen Gilani wählen

Die Stimmen der Volkspartei und der Muslim-Liga des einstigen Premierministers Nawaz Scharif, die das künftige Regierungsbündnis stellen, sind ihm sicher. Selbst die Abgeordneten der kleinen MQM, die zur Machtbasis von Präsident Muscharraf zählt, wollen Gilani wählen.

Damit hat er seinen Parteifreund Makdum Amin Fahim aus dem Feld geschlagen. Fahim, der die Volkspartei während des Exils der im Dezember ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto zusammengehalten hatte, galt lange als Favorit für das Amt. Doch möglicherweise betrachtete Bhutto-Witwer Asif Ali Zardari, der neue starke Mann der Partei, ihn als Konkurrenten. Vielleicht stand Fahim auch auf allzu gutem Fuß mit Präsident Muscharraf. Wie zum Trost erklärte nun der ehemalige Außenminister Zadar Asif Amadali, dass Fahim ein respektierter führender Politiker der Volkspartei bleibe.

Zardari könnte bald Premier werden

Gilani aber wird von Beobachtern ohnehin nur als Übergangspremier gehandelt. Wenn Volksparteichef Zardari in einer Nachwahl ein Parlamentsmandat errungen hat, könnte er selbst Premierminister werden. Bei den Wahlen vom Februar hatte die Volkspartei zwar die meisten Parlamentssitze errungen, nicht aber die Mehrheit der Mandate. Deshalb geht sie für die Bildung der neuen Regierung mit der Muslimliga zusammen.

Hauptaufgaben der neuen pakistanischen Regierung werden die Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage und die Eindämmung des militanten Islamismus sein. Die Parteichefs Zardari und Scharif kündigten jetzt an, sie wollten dazu mit den Extremisten Gespräche führen. Die Koalition hat aber auch Schritte verabredet, die Pakistans Präsident Muscharraf noch stärker isolieren dürften. So will sie die Wiedereinsetzung der Richter betreiben, die Muscharraf während des Ausnahmezustands entlassen hatte, weil er seine zweite Amtszeit gefährdet sah.  

Muscharraf soll dem neuen Premierminister morgen den Amtseid abnehmen, eine Woche darauf soll die Regierung stehen. Der Präsident sicherte der neuen Regierung in einer Rede anlässlich des Nationalfeiertags seine volle Unterstützung zu.

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