NATO überprüft Geschäfte mit deutscher Firma

Der ISAF-Einsatz in Afghanistan ist erneut im Fokus: Die NATO prüft, ob unter dem Deckmantel von Aufträgen an eine deutsche Firma „möglicherweise Drogen geschmuggelt worden sind“. Denn im Firmenumfeld gibt es laut NDR Info Hinweise auf Organisierte Kriminalität. Die Firma sieht sich zu Unrecht im Verdacht.

Von Jörg Pfuhl und Franz Feyder, NDRInfo

Die NATO prüft, ob Aufträge an einen deutschen Dienstleister für die ISAF in Afghanistan für illegale Handlungen missbraucht wurden. Es bestehe die „Gefahr, dass möglicherweise Drogen geschmuggelt worden sind oder dergleichen Dinge mehr“, sagte der deutsche Vier-Sterne-General Egon Ramms auf Nachfrage des Senders NDR Info. Er kommandiert das militärische Oberkommando der NATO, des Allied Joint Forces Command im niederländischen Brunssum.  

NATO-eigene Quellen, in die NDR Info Einblick hatte, bezeichnen hinter dem Dienstleister stehende Mitglieder eines Clans als in Organisierte Kriminalität verstrickt. Jahrelang hatte die NATO bei der Auftragsvergabe an die Düsseldorfer Ecolog AG diese Informationen unbeachtet gelassen. Nach der NDR-Anfrage prüft die NATO nun zwei laufende Verträge, um festzustellen, „ob Ecolog für uns noch ein geeigneter Geschäftspartner ist“. Erste Aufträge an Ecolog in den Jahren 2003 und 2004 hatte die NATO sogar noch ohne zentrale Ausschreibung vergeben.

Ecolog beliefert ISAF

Ecolog ist laut Ramms seit Übernahme des ISAF-Kommandos durch die NATO 2003 für das Bündnis in Afghanistan tätig. Die Firma belieferte das ISAF-Hauptquartier mit Diesel und ist nach NATO-Angaben noch bis zum Jahresende mit Wäschereidienstleistungen für ISAF-Standorte in Kabul beauftragt. Auch die Müllentsorgung im ISAF-Hauptquartier und am Militärflughafen in Kabul wird von dem Unternehmen gewährleistet.

NATO beachtete eigene Berichte nicht 

Hintergrund der eingeleiteten Prüfungen bei der NATO sind unter anderem Erkenntnisse der Kosovo-Sicherheitstruppe KFOR. Denn die Ecolog AG in Düsseldorf gehört zum Firmengeflecht der einflussreichen mazedonisch-albanischen Familie Destani aus dem Raum Tetovo. Und schon vor acht Jahren war in einem deutschen KFOR-Bericht von einem „Clan mit dem Schwerpunkt organisierte Kriminalität“ die Rede. Nach einem aktuellen und als vertraulich eingestuften Bericht der NATO-geführten KFOR kontrollieren Familienmitglieder „Verbrechen und Organisierte Kriminalität“ im Grenzgebiet zwischen Kosovo und Mazedonien.

Ecolog bestreitet Zusammenhang

Ecolog-Vorstand Thomas Wachowitz teilte auf NDR-Anfrage mit, derartige KFOR-Einschätzungen seien inhaltlich „unzutreffend.“ Es gebe keinen Zusammenhang zwischen der Ecolog oder deren Gründerfamilie und kriminellen Verhaltensweisen. Einzig denkbarer Erklärungsansatz sei eine „Namensverwechslung“, so Wachowitz weiter. Im übrigen habe Ecolog nie irgendwie geartetes Material aus Afghanistan heraus transportiert.

Zahlreiche juristische Verfahren

Familienpatriarch Lazim Destani, der Vater des Ecolog-Gründers Nazif Destani, wurde 1994 vom Landgericht München unter anderem wegen unerlaubten Erwerbs einer vollautomatischen Schusswaffe und Beihilfe zur unerlaubten Einreise in 30 Fällen zu 27 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Landgericht Traunstein verurteilte im vergangenen Jahr einen inzwischen entlassenen Ecolog-Mitarbeiter zu neuneinhalb Jahren Haft. Er soll den Schmuggel von mehr als vier Kilo Heroin nach Deutschland in Auftrag gegeben haben. Der Verurteilte hat Revision eingelegt.

NDR Info hatte im Dezember berichtet, dass die Bundeswehr über mehrere Jahre hinweg ohne Ausschreibung umfangreiche Aufträge an Ecolog für den Afghanistan-Einsatz vergeben hatte. Dabei geht es um Mobiltoiletten oder Müll und Abwasser. Auch die Bundeswehr überprüft seither ihre Geschäftsbeziehungen zu Ecolog. Der Haushaltsplan des Bundesverteidigungsministeriums sieht fürs laufende Jahr Aufträge an Ecolog im Wert von 50 Millionen Euro vor.

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