Wird Karstadt vom Vermieter übernommen?

Wenige Tage vor Ablauf der Frist für Angebote zur Übernahme des insolventen Karstadt-Konzerns bahnt sich hinter den Kulissen offenbar eine überraschende Lösung an. Nach Informationen der „Bild am Sonntag“ (BamS)will das Immobilien-Konsortium Highstreet, an dem die US-Investmentbank Goldman Sachs die Mehrheit der Anteile hält, die 120 Karstadt-Häuser vollständig übernehmen und als Konzern erhalten.

Highstreet, denen die Immobilien von 86 Karstadt-Filialen gehören, wolle noch diese Woche dem Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg ein entsprechendes Angebot machen und gehe als Favorit in die Schlussrunde, berichtet die „BamS“. In Geheimverhandlungen habe sich das Konsortium bereits mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di auf die Details einer Übernahme geeinigt. Dies dementierte jedoch die Gewerkschaft inzwischen. Zwar habe man im Zuge des Insolvenzverfahrens immer wieder mit Highstreet gesprochen, weil es sich als Eigentümer von zahlreichen Karstadt-Immobilien um einen „großen Gläubiger“ handele. Konkrete Gespräche oder gar „Geheimverhandlungen“ über Details einer Übernahme und die Zukunft für die Beschäftigten habe es aber nicht gegeben, sagte eine Sprecherin.

Auch noch im Rennen: Metro …

Im Rennen um Karstadt ist auch noch der Metro-Konzern. Vorstandschef Eckhard Cordes habe in einem Brief an Insolvenzverwalter Görg erneut Interesse an der Übernahme einer größeren Anzahl von Karstadt-Häusern signalisiert, „um diese Standorte in einem Gesamtkonzept mit unserer Kaufhof Warenhaus-Kette zusammenführen“, berichtet die „Bams“.

… Berggruen und Triton

Ein weiterer Kaufinteressent ist die Berggruen Holdings Ltd., eine vom Privatinvestor Nicolas Berggruen gesteuerte Investmentgesellschaft will sämtliche Geschäftsaktivitäten übernehmen. Sprecher von Insolvenzverwalter Görg und von Berggruen bestätigten am Freitagabend einen entsprechenden Bericht des „Handelsblattes“. Die Investorengruppe Triton hatte sich als Käufer für Karstadt ebenfalls ins Gespräch gebracht. Sie drohte jedoch jüngst mit Rückzug, nachdem sie vergeblich Zugeständnisse der Arbeitnehmer verlangt hatte. Bis 27. Mai muss ein Investor gefunden sein, sonst kann der Insolvenzplan nicht in Kraft treten.

Alles hängt an Köln

Auch wenn ein Investor in Frage kommt, bedeutet dies noch nicht die Rettung der Warenhauskette. Der Insolvenzplan könnte bereits am Dienstag an der Stadt Köln scheitern. Der Sprecher des Karstadt-Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg erklärte: „Wenn Köln nicht bis Dienstag auf seine (Steuer-) Forderungen verzichtet, kann der Insolvenzplan nicht in Kraft treten. Dann brauchen wir gar nicht weiter über Investoren zu reden.“

Außer Köln haben mittlerweile alle Städte mit Karstadt-Filialen bereits über die Forderungen an die Warenhauskette entschieden. Fast alle diese Kommunen wollen verzichten. Bonn will das Geld zunächst nur stunden, was dem Insolvenzplan nicht weiterhilft. Der Insolvenzverwalter hatte bei allen 94 Städten mit Karstadt- Standorten eindringlich für einen Steuererlass geworben. Dabei geht es um eine Steuerforderung der Gemeinden von theoretisch bis zu 140 Millionen Euro.

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