Brasilianer von acht Kugeln getroffen

Der britische Premierminister Tony Blair hat sein „tiefes Bedauern“ über den Tod des Brasilianers Jean Charles de Menezes geäußert. Außenminister Jack Straw habe mit seinem brasilianischen Kollegen Celso Amorim telefonisch über den „Kontext“ gesprochen, in dem verdeckte Anti-Terror-Beamte den Elektriker erschossen hatten.

Die britische Polizei richtete einen unabhängigen Ausschuss ein, der den tragischen Tod des Brasilianers untersucht. Der Ausschuss teilte mit, Menezes sei insgesamt von acht Kugeln, nicht von fünf Geschossen getroffen worden. Wo genau der Mann getroffen worden war, wollte eine Sprecherin des Ausschusses nicht sagen.

Familie von Polizei-Opfer droht mit Klage

TV-Sender und Zeitungen hatten zuvor unter Berufung auf interne Polizeiquellen berichtet, bei Scotland Yard hätten sich die tödlichen Schüsse auf den Brasilianer, den Fahnder irrtümlich für einen Terroristen gehalten hatten, äußerst demoralisierend ausgewirkt. Das Visum des Brasilianers war nach Informationen der BBC abgelaufen – dies erkläre möglicherweise, warum der Mann vor den Fahndern geflüchtet war, mutmaßte der Sender.

Menezes‘ Familie will die britische Polizei nun verklagen. Es gelte zu verhindern, dass die Polizei weiterhin unschuldige Menschen ungestraft erschießen könne, sagte der Cousin des Opfers im BBC-Fernsehen. Zuvor hatte sich die brasilianische Regierung „perplex und schockiert“ gezeigt und eine Erklärung verlangt.

Zwei Rucksackbomber identifiziert

Die Londoner Polizei konnte nach den jüngsten Anschlägen die Attentäter noch nicht fassen. Die Behörden befürchten nun, dass sie wieder zuschlagen könnten. Dennoch gab es gestern einen ersten Fahndungserfolg zu vermelden: Zwei der vier Rucksackbomber, die am vergangenen Donnerstag in der Londoner U-Bahn Angst und Schrecken verbreitet hatten, wurden identifiziert. Dringend gesucht würden Yasin Hassan Omar und Muktar Said-Ibrahim. Nach Angaben der Polizei ist inzwischen auch klar, welche Route aus der Stadt die beiden anderen Hauptverdächtigen bei ihrer Flucht genommen haben.

Außerdem wurden drei weitere Verdächtige festgenommen. Es ist allerdings unklar, wie bedeutsam die Festnahme ist. „Wir suchen weiterhin nach vier Männern“, sagte ein Sprecher. Ebenso unklar ist, wie und wann die Festnahmen erfolgten. Die Polizei erklärte lediglich, die Festnahmen seien nicht im Haus eines der vier Tatverdächtigen erfolgt, das zuvor durchsucht worden sei. Mit den beiden neuen Verdächtigen hat die Polizei inzwischen insgesamt fünf Menschen festgenommen, die in Zusammenhang mit den versuchten Anschlägen stehen sollen.

Möglicherweise fünfter Terrorist beteiligt

Unterdessen wurde bekannt, dass an dem fehlgeschlagenen Anschlag ein fünfter Attentäter beteiligt gewesen sein könnte: Fahnder entdeckten in einem Londoner Park eine Bombe, deren Sprengstoff Medieninformationen zufolge mit dem Material übereinstimmt, das die flüchtigen Attentäter benutzt hatten. Dies deute darauf hin, dass ein fünfter Attentäter „seinen Auftrag vielleicht aus unbekannten Gründen abgebrochen hat“, mutmaßte die „Times“.

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