Die Kanzlerin – ein gern gesehener Gast

Sie sei schlau, sehr fähig und sie liebe die Freiheit. So lobte US-Präsident Bush die deutsche Bundeskanzlerin, die ihren Antrittsbesuch in Washington als „wichtig und erfolgreich“ bewertete. Vieles kam zur Sprache: Iran, die Wirtschaft und Guantanamo. Hier erneuerte Merkel ihre Kritik. Sie sprach sich dafür aus, über das Gefangenenlager im Rahmen der Vereinten Nationen zu beraten. Der Kampf gegen den Terrorismus müsse durch internationales Recht abgesichert sein, sagte sie in den Tagesthemen.

Von Carsten Schmiester, ARD-Hörfunkstudio Washington

Mehr als drei Stunden Zeit für den Gast aus „Germany“, davon eine Dreiviertelstunde nur die beiden ganz allein im Oval Office?! Ob dieser Besuch tatsächlich der Beginn einer wunderbaren Freundschaft war, das muss sich noch zeigen. Fest steht dagegen, er war das Ende der unschönen Entfremdung. Amerika und Deutschland, Bush und Merkel – da geht mehr als bisher. Man redet wieder miteinander, gerne und freundschaftlich, lange und am liebsten natürlich über Gemeinsamkeiten. Thema Nummer Eins daher – der Iran, das Atomprogramm, die Angst vor der Bombe. Gemeinsam und diplomatisch wollen beide dieser Gefahr begegnen. Teheran wollen sie klipp und klar machen, so Merkel: „Wir lassen uns nicht einschüchtern von einem Land wie dem Iran!“

Strittige Themen werden nicht ausgespart

Und sie lassen sich nicht einschüchtern von strittigen Themen, die bisher die eigenen Beziehungen belastet haben. Merkel machte keinen Hehl aus der Tatsache, dass man bei aller Sympathie nicht immer einer Meinung ist. Offenheit und Ehrlichkeit wünscht sie sich deshalb in der Partnerschaft, deren Wiederbelebung sie versprochen hat. Auch wenn jeder weiß, „dass es zum Teil etwas unterschiedliche Einschätzungen gibt. Ich habe das am Beispiel von Guantanamo deutlich gemacht. Aber ich glaube, das was zum Schluss zählt ist, dass wir zurückfinden zu einer Situation, in der wir offen über alle Probleme sprechen“, sagt die Bundeskanzlerin.

Das gilt für Probleme, die als solche erkannt sind. Von Berichten über die angebliche „Amtshilfe“ deutscher BND-Leute beim Bombardieren von Bagdad hatte Bush bis zum Treffen mit Merkel angeblich noch nie etwas gehört und fragt: „you did say „secret intelligence“, right?”

Keine Ahnung, was Sie meinen, so der Präsident auf die Frage eines Reporters. Wie sollte ich auch, Sie haben ja selbst gesagt: „geheime Geheimdienstoperation“. Ein kleiner Scherz, kein großes Thema. Der nächste Punkt: Persönliches. Bush machte augenzwinkernd klar, dass er wohl ganz gut kann mit der „Neuen“ aus Berlin und lobt Merkel: „Sie ist schlau, sehr fähig und liebt die Freiheit. Wir werden uns gut verstehen. Ich freue mich auf weitere Beratungen, Besuche, Anrufe, was immer Sie wollen – und jetzt führe ich sie zum Mittagessen!“

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Weitere Treffen geplant: Wann darf Merkel auf Bushs Ranch?

Beim Mittagessen unterhielten sich die beiden dann über Merkels nächsten Besuch in den USA, schon im Mai ist sie wieder im Land. Bush wurde – wie es sich gehört – zum Gegenbesuch nach Deutschland eingeladen. Und Amerika ist als Partnerland der Frankfurter Buchmesse im Gespräch. Na bitte, es geht doch – hört man erleichtertes Aufatmen in diplomatischen Kreisen. Die Chefin ist im Weissen Haus gut angekommen – und selbst nicht eben unzufrieden: „Es ist ein wichtiger erfolgreicher Besuch gewesen. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sollten aus meiner Sicht weiter entwickelt und intensiviert werden. Und ich halte es für ganz wichtig, dass wir diese Kontakte häufiger stattfinden lassen.“

Noch gar nicht lange her, da hätte Bush dankend abgelehnt. Jetzt fragt man sich nicht mal mehr ob, sondern nur noch wann Merkel vom Präsidenten quasi geadelt – sprich übers Wochenende auf seine Ranch nach Crawford in Texas eingeladen – wird.

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