Zweifel an den neuen Wahlmaschinen

435 Stimmbezirke gibt es bei den US-Wahlen. Und jeder einzelne davon hat eigenständig entschieden, welche Wahlmaschinen für die Abstimmung am Dienstag angeschafft werden. Oft scheint die Technologie wenig ausgereift. Probleme am Wahltag dürften da wenig überraschen.

Von Klaus Kastan, BR-Hörfunkstudio Washington

Die Amerikaner haben Humor – und wohl nur so ist die Frage zu verstehen, die in einem Radiosender gestellt wurde: Was ist spannender als der Ausgang der Zwischenwahlen? Die Antwort: Ob es überhaupt ein Ergebnis geben wird. Das Vertrauen in die elektronischen Wahlmaschinen ist also nicht besonders groß.

Lillian Williams vom Wahlamt im Bezirk Franklin im Bundesstaat Ohio kann solche Späße überhaupt nicht verstehen. Stolz präsentiert sie die nagelneuen Wahlmaschinen, die am Dienstag zum ersten Mal eingesetzt werden: „3300 Dollar kostet eine Maschine und wir haben 4500 für den Bezirk angeschafft.“ Und funktionieren tun sie, fehlerfrei, davon ist Williams überzeugt. Der Wähler sitzt in einer abgeschotteten Wahlbox und die Menüführung ist sehr einfach und vor allem übersichtlich. Vor allem auch dann, wenn man eine Eingabe rückgängig machen will. Beruhigend ist im Bezirk Franklin auch, dass es zu jedem einzelnen Wahlvorgang ein schriftliches Protokoll gibt.

Land der unbegrenzten Auswahl

Das Problem ist nur: Die Wahlmaschinen in den Vereinigten Staaten sind nicht einheitlich. Nicht nur jeder Bundesstaat, sondern jeder Bezirk kann die Maschine anschaffen und die Wahlregeln aufstellen, die er für richtig hält. So sind neben den neuen Maschinen nach wie vor alte Wahlcomputer im Einsatz – und selbst bei einigen neuen Modellen gab es bei Probeabstimmung immer wieder Fehler.

Wer ist noch gleich „James.H.Jim“?

So wurde in einem Bezirk im Staat Virginia ein Software-Fehler entdeckt mit der Folge, dass nicht alle Namen der Kandidaten auf den Informationsseiten vollständig sind. Der Fehler kann aber bis zum Wahltag nicht mehr repariert werden. Und das passierte ausgerechnet in einem Wahlkreis, der besonders umkämpft ist. So muss der demokratische Kandidat „James.H.Jim“ jetzt darauf hoffen, dass die Wähler wissen, dass er mit Nachnamen „Webb“ heißt.

Besonders nervös ist man über den Wahlablauf im Staat Maryland. Hier gab es bereits bei den Vorwahlen im September zahlreiche Probleme mit den Wahlcomputern. Armsted Jones, der Leiter des Wahlamtes von Baltimore: „Wir waren nie für die elektronischen Wahlmaschinen. Zwei Jahre lang kämpften wir dagegen. Aber der Staat Maryland hat per Gesetz die Wahl-Computer für alle vorgeschrieben und so mussten wir mitmachen.“

90 Prozent wählen am Dienstag an einer Maschine

So geht es den meisten. 90 Prozent der amerikanischen Wähler müssen ihre Stimme am Dienstag an der elektronischen Wahlmaschine abgeben. Und neben den möglichen Software-Fehlern an den Wahl-Computern warnen Experten noch vor einem anderen Problem: Der Hacker-Anfälligkeit der Geräte. So könnten Stimmen „gestohlen“ weden, befürchten Experten von der Princeton-University.

Für Spannung ist also in den USA am Tag der Wahl gesorgt, nicht nur wegen des Ergebnisses. Aber die Frage, die viele Beobachter haben, bleibt: Warum eigentlich das komplizierte Vorgehen mit Wahlmaschinen, warum bleibt man nicht bei Wahlzettel und Wahlurne. Lillian Williams aus Franklin begründet die Entscheidung für mehr Technik: „Wir haben über eine Million Wahlberechtigte bei uns im Bezirk – da würde das Auszählen per Hand ziemlich lange dauern.“

Wenn es Probleme gibt, dann richtig

Wenn es aber Probleme bei der Auswertung gibt, kommen diese wohl gleich mehrfach: Denn es werden nicht nur Abgeordnete und Senatoren für den Kongress in Washington gewählt, sondern es sind auch die Wahlen für die Parlamente in den einzelnen Bundesstaaten. Hinzu kommen noch die Gouverneurswahlen und außerdem stehen in vielen Staaten noch Gesetzesinitiativen zur Abstimmung an.

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