Mehr als jeder vierte Bachelorstudent bricht ab

Bundesweit wirft etwa jeder fünfte Studierende seine Ausbildung vorzeitig hin. Die neu eingeführten und gestrafften Bachelorstudiengänge sollten diese Zahl verringern – doch das Gegenteil ist der Fall. Das geht aus einer Studie des Hochschul-Informations-Systems hervor, die der Wochenzeitung „Zeit“ vorliegt. Demnach bricht an Universitäten jeder vierte Bachelorstudent sein Studium ab, an Fachhochschulen ist es sogar mehr als jeder dritte.

Derselbe Stoff in weniger Zeit

Als Grund sehen die Hochschulforscher die Art und Weise, wie einige Fachrichtungen die Umstellung der Studiengänge auf den Bachelorabschluss umgesetzt hätten. So seien bei den Ingenieurswissenschaften zwar die Studienzeiten verkürzt worden, die Stoffmenge habe man jedoch nicht reduziert, sagte Ulrich Heublein, der Leiter der Studie. „Die schon vorher sehr anspruchsvollen Studienpläne scheinen durch die Reform noch dichter geworden zu sein.“ Besonders hoch sei die Zahl der Abbrecher in den Fächern Maschinenbau und Elektrotechnik.

Das Deutsche Studentenwerk zeigte sich besorgt über die Entwicklung. Häufige Anwesenheitspflicht und das verdichtete Lernen in den neuen Studiengängen ließen keine Flexibilität mehr zu, sagte der Präsident des Studentenwerkes, Rolf Dobischat. Dabei müssten zwei Drittel der Studierenden nebenbei jobben, um sich die Ausbildung leisten zu können. Zu Buche schlügen dabei jetzt auch die Studiengebühren.

Kein Geld für gute Betreuung

Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, sagte, eigentlich seien beim Bachelorstudium eine bessere Betreuung und kleinere Lerngruppen nötig. „Dazu brauchen wir mehr Dozenten. Aber bis heute gibt es kein Geld dafür“, fügte sie hinzu.

Die Bachelorstudiengänge wurden im Zuge des sogenannten Bologna-Prozesses an deutschen Hochschulen eingeführt. Sie sollen in der Regel ermöglichen, dass Studierende bereits nach sechs Semestern einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss in der Hand halten. Auf diesen baut dann ein Masterstudiengang auf. Mehr als 50 Staaten nehmen weltweit an dem Prozess teil und haben sich verpflichtet, bis 2010 ein solches gestuftes Studiengangsystem einzuführen.

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