Uganda setzt auf Wasserkraft

Am Nil in Uganda soll bald Strom für mehr als fünf Millionen Haushalte produziert werden. Die Regierung baut dort ein riesiges Wasserkraftwerk. Befürworter erhoffen sich dadurch endlich eine stabile Stromversorgung – Kritiker bemängeln die hohen Kosten.

Von Antje Diekhans, ARD-Hörfunkstudio Nairobi

Es war einst ein sagenumwobener Ort: Jinja in Uganda, wo sich der Nil aus dem Viktoriasee ergießt. Ein breiter Fluss, den schon bald Stromschnellen durchbrechen. Ein Paradies für Wildwassersportler. Doch jetzt erhebt sich mitten in der Natur eine riesige Baustelle. Hier entstehen eine 30 Meter hohe Staumauer, Dämme und ein Wasserkraftwerk. „Die Kapazität liegt insgesamt bei 250 Megawatt“, erklärt Bauleiter Kenneth Kaheru. Jede der fünf Turbinen produziere 50 Megawatt.

Die Kraft des Nils soll in Strom für mehr als fünf Millionen Haushalte umgewandelt werden. Das so genannte Bujagali-Projekt ist das größte dieser Art bisher in Uganda. Kleinere Kraftwerke am Fluss erreichen längst nicht seine Kapazität. Der Bau geht Abschnitt für Abschnitt voran: „An der ersten Einheit sind die Arbeiten schon fast abgeschlossen. Ende des Jahres müssten drei Einheiten abgenommen und genehmigt sein, die dann Elektrizität produzieren“, sagt Kaheru.

Jinja in Uganda
Jinja in Uganda – in diesem Ort soll das Wasserkraftwerk entstehen.

Antje Diekhans im Gespräch mit Bauleiter Kaheru
Das Kraftwerk soll Strom für fünf Millionen Haushalte produzieren, berichtet Bauleiter Kaheru.

Tägliche Stromausfälle bald passé?

2012 soll die volle Kraft erreicht sein. Befürworter des Projekts sagen, dann könnten endlich die Probleme mit der Elektrizitätsversorgung in Uganda in den Griff bekommen werden. Bisher fällt hier fast täglich der Strom aus – ein Hemmschuh für wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung.

Gegner sehen dagegen keinen Sinn in einem Kraftwerk, solange ein Großteil der Bevölkerung gar nicht ans Stromnetz angeschlossen ist. Außerdem rügen sie, das Projekt sei viel zu teuer – es verschlinge fast 900 Millionen Dollar. Zu den Geldgebern gehören unter anderem die Weltbank und die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau. „Auch wenn der Bau zunächst sehr viel kostet und es lang bis zur Fertigstellung dauert, wird sich das Kraftwerk auszahlen“, sagt Nora Nakato, die für die Finanzen zuständig ist. „Wir werden sehr günstig Energie produzieren können. Ich glaube, das ist für die Investoren ein Hauptgrund, uns das Geld zu geben.“

Ägypten fürchtet um den Wasserstand des Nil

Andere Nil-Anrainer befürchten allerdings, dass der Strom auf ihre Kosten entsteht. Ägypten sieht schon den Wasserspiegel des Viktoriasees und damit auch des Nils bedrohlich sinken. Ein Vorwurf, den Bauleiter Kaheru zurückweist. Der Stausee müsse nur zu Beginn einmal aufgefüllt werden – dann werde kein Wasser mehr verbraucht. „Es geht nichts verloren. Das Wasser, das reinkommt, nutzen wir, um Elektrizität zu gewinnen. Danach fließt es zu 100 Prozent wieder raus.“

Ein Argument, das vielleicht auch die Flussgeister hören sollten. Im vergangenen Jahr streikten die Bauarbeiter, nachdem sie angeblich von „weißen Gestalten“ angegriffen wurden. Die Dämonen sollen versucht haben, eine Maschine im Nil zu versenken. Ein Geisterbeschwörer konnte sie wieder vertreiben. Aber so richtig zur Ruhe werden die Flussgeister hier wohl nicht mehr kommen.

Karte: Uganda

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