Deutschlands größter Geldtransporter Heros insolvent

Deutschlands größte Geldtransportfirma Heros hat Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hannover gestellt. Der Antrag gelte für alle 23 Tochterfirmen, teilte das Gericht am Montag mit. Bei der Unternehmensgruppe, die als führender Logistiker für Geld- und Werttransporte in Deutschland gilt, hatte es in den vergangenen Tagen Durchsuchungen und Festnahmen wegen des Verdachts der Untreue und Unterschlagung gegeben. Der Schaden soll sich nach ersten Erkenntnissen auf rund 300 Millionen Euro belaufen.

Jahrelange Untreue beim Geldzählen?

Bei einer Razzia am vergangenen Freitag waren in den niederrheinischen Städten Viersen und Frechen sowie in Hamburg und Hannover 25 Firmen und Privatwohnungen durchsucht worden. Eine Sonderkommission des Landeskriminalamtes ermittelt gegen Verantwortliche der Firma Nordcash Geldbearbeitungs GmbH, die zur Heros-Unternehmensgruppe gehört. Im Bereich der Geldzählung von Nordcash für Banken, Handel und Dienstleistern sollen Firmenverantwortliche mehrere Jahre lang Kundengelder in die eigene Tasche gesteckt haben. Zudem soll auch der Geschäftsbetrieb in erheblichem Umfang mit Kundengeldern aufrechterhalten worden sein. Weitere Auskünfte könnten derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gegeben werden, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Bargeldversorgung möglicherweise gefährdet

Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe meldete Heros beim Amtsgericht Hannover Insolvenz für alle 23 Tochterfirmen an. Betroffen sind fast 4000 Mitarbeiter. Der Zusammenbruch des Marktführers in der Geld- und Werttransportbranche könnte die Bargeldversorgung in ganz Deutschland beeinträchtigen. Die Heros-Gruppe führt rund die Hälfte aller Geldtransporte in Deutschland durch. Schon warnte die Bundesvereinigung Deutscher Geld-und Wertdienste (BDGW) vor Versorgungsengpässen mit Bargeld. Die Bundesbank wies ihre Filialen an, alles zu tun, um eine stabile Bargeldversorgung zu gewährleisten. „Alle Filialen wurden aufgefordert, ihre Öffnungszeiten flexibel – je nach lokalem Bedarf – auszuweiten, sofern dies notwendig werden sollte“, hieß es.

Großhandel und Banken betroffen

Zu den Opfern des Betrugsfalls gehören Deutschlands große Handelskonzerne wie Metro und Karstadt ebenso wie die großen Banken. Der Metro-Konzern, mit seinen Töchtern Kaufhof und real, stellte bereits am Freitag jede Zusammenarbeit mit Heros ein, wie ein Sprecher mitteilte. „Es sieht so aus, als wären wir auch betroffen“, sagte Karstadt-Sprecher Jörg Howe der Nachrichtenagentur AP. Wie hoch der Schaden sei, könne man jedoch noch nicht sagen. Auch Kaufhof nutzte das Geldtransport-Unternehmen in einigen Filialen zum Transport von Bargeld.

Die BDGW hatte die Mitglieds-Unternehmen der Heros-Gruppe bereits am Wochenende aus dem Verband ausgeschlossen. Der Verband betonte, das Preis-Dumping von Heros-Unternehmen habe bereits in den vergangenen Jahren Dimensionen erreicht, die betriebswirtschaftlich nicht mehr zu erklären gewesen seien. Das gelte umso mehr angesichts der zahlreichen Firmenkäufe durch Heros. Der Verband sprach von einem Vertrauensschaden, der sich negativ auf die ganze Branche auswirke.

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