Krise um gefangene britische Matrosen

Iran will die 15 britischen Matrosen trotz massiver Proteste Großbritanniens nicht aus der Gefangenschaft entlassen. Beide Seiten streiten darüber, in welchen Hoheitsgewässern des Persischen Golfs sich die Festsetzung abspielte. Die Seeleute sollen jetzt in Teheran verhört werden.

Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkkorrespondent Istanbul

24 Stunden nachdem sie von Mitgliedern der iranischen Revolutionsgarden festgenommen wurden, sind die 15 britischen Marineangehörigen nach Teheran gebracht worden. Dort sollen sie laut BBC verhört werden.

Die acht Matrosen und sieben Soldaten waren Freitagvormittag an der Mündung des Schatt al Arab im Persischen Golf bei einer Routinekontrolle von Schiffen der paramilitärischen Einheiten Irans umkreist und auf iranisches Territorium gebracht worden.

Anfangs waren lediglich Stellungnahmen aus London zu dem Vorfall zu hören. Dort hieß es, die Marines hätten sich vorschriftsmäßig in irakischem Gewässer aufgehalten und die Iraner hätten sie unrechtmäßig gekidnappt. Entsprechend wurde der iranische Botschafter ins britische Außenministerium zitiert, um ihm gegenüber Beschwerde zu erstatten.

Teheran bestätigte die Festnahme erst am Freitagabend. Kurze Zeit später sprach Irans Außenamtssprecher Hosseini von einem „feindlichen britischen Akt“, bei dem die Soldaten „illegal in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen“ seien.

Immer wieder Zwischenfälle an Grenze

Die Hintergründe des Vorfalls sind also noch unklar, doch der Transport der Briten nach Teheran sowie die Ankündigung, sie würden dort verhört werden, dürfte eine weitere Verhärtung im ohnehin angespannten Verhältnis zwischen beiden Ländern bewirken. Immer wieder ist es nämlich in der Vergangenheit zu Spannungen zwischen Iranern und britischen Besatzern im Irak an der sensiblen iranisch-irakischen Grenze entlang des Schatt al Arab gekommen.

Die rund einhundert Kilometer lange Wasserstraße ist der Zusammenfluss von Euphrat und Tigris. So wurden im Juni 2004 drei britische Patroullienboote mit insgesamt acht Soldaten von iranischen Sicherheitskräften mehrere Tage festgenommen. Damals wurde den Briten vorgeworfen, sie seien auf dem Schatt al Arab in iranisches Gewässer vorgedrungen. Dies kann sehr leicht passieren, denn die Grenze verläuft mitten durch den Fluss, und der ist an einigen Stellen kaum über hundert Meter breit ist.

Proteste gegen Einmischung in innere Angelegenheiten

Zu diesen Problemen direkt an der Grenze werfen sich Briten und Iraner gegenseitig immer wieder Einmischung in innere Angelegenheiten vor. So hält London Teheran vor, schiitische Kämpfer der Badr-Brigaden und Mahdi-Milizen in und um Basra gezielt zu unterstützen und sie teilweise auch zu einem Vorgehen gegen die Briten anzustacheln.

Auf der anderen Seite werfen die Iraner den Briten vor, meuternde Araber in der Grenzprovinz Khusistan zu unterstützen. Vor allem in der Provinzhauptstadt Ahwas ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu blutigen Anschlägen gekommen.

Zusammenhang mit Abstimmung über neue Sanktionen?

Die gestrige Festnahme der britischen Soldaten durch iranische Revolutionsgardisten an der sensiblen Grenze zu Irak steht in auffallendem zeitlichen Zusammenhang zur heutigen Abstimmung über eine weitere Iran-Resolution im UN-Sicherheitsrat. Diese sieht schärfere Sanktionen gegen die islamische Republik vor und wird unter anderem von London stark unterstützt.

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