GDL und Bahn sprechen wieder miteinander

Nach dem tagelangen Streik im Güter- und Personenverkehr haben sich die Spitzen von Deutscher Bahn und Lokführergewerkschaft GDL zu vertraulichen Gesprächen getroffen. Über Inhalte der Treffen am Flughafen Egelsbach bei Offenbach und in der ehemaligen Bahnzetrale in Frankfurt am Main wurde zunächst nichts bekannt. „Zwischenstände“ würden nicht an die Öffentlichkeit getragen, sagte GDL-Chef Manfred Schell. Beide Seiten vereinbarten Stillschweigen.

Der Chef der Konkurrenz-Gewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, erklärte jedoch am frühen Abend in Berlin, es liege ein neues Angebot der Bahn vor. Einzelheiten nannte er nicht. Das Spitzengespräch wurde am Abend in Frankfurt fortgesetzt.

Appell vom Verkehrsminister

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte zuvor angekündigt, dass die Bahn ein neues Angebot vorlegen werde. Das sagte er am Rande der deutsch-italienischen Regierungskonsultationen in Meseberg bei Berlin, an denen zeitweise auch Bahnchef Hartmut Mehdorn teilnahm. Ob das dann eine tragfähige Basis für neue Verhandlungen darstelle, sei offen. „Die Positionen sind leider davon noch weit entfernt“, sagte Tiefensee. Er appellierte an die Konfliktparteien, in Verhandlungen einzutreten.

Abreise in Kleinflugzeug

Bahnchef Mehdorn, Bahn-Personalvorstand Margret Suckale, GDL-Chef Schell und GDL-Vize Claus Weselsky hatten sich nach Informationen des Hessischen Rundfunks zunächst am Vormittag in Egelsbach im Restaurant „Schuhbeck’s Check Inn“ getroffen. Am Mittag sollen Mehdorn und Suckale in einem Kleinflugzeug abgeflogen sein.

Am Abend trafen sich die Spitzen von Bahn und GDL dann zu einem zweiten mehrstündigen Gespräch in Frankfurt. Auch nachdem dieses um 22.00 Uhr beendet war, hielten sich beide Seiten an das vereinbarte Stillschweigen.

Wundersame Annäherung bei „Anne Will“

Nach monatelangem Tarifstreit und dem zuletzt dreitägigen Streik im gesamten Schienenverkehr der Bahn war in den vergangenen Tagen plötzlich wieder Bewegung in den festgefahrenen Konflikt gekommen. In der ARD-Talkshow „Anne Will“ trafen am Sonntagabend Suckale und Schell aufeinander. Dabei rief Suckale Schell zu neuen Verhandlungen auf Grundlage des bestehenden Angebots vom Oktober auf.

Am Montag waren dann Mehdorn und Schell mit Tiefensee zusammengetroffen. Dieser sagte danach, Mehdorn habe zugesagt, ein neues Angebot vorzulegen. Ziel sei dabei, eine Verhandlungsgrundlage zu schaffen, die der GDL ermögliche, weitere Streiks auszusetzen. Die Gewerkschaft hatte Ende vergangener Woche mit unbefristeten Streiks bei der Bahn gedroht.

Das bisherige Angebot der Bahn enthält 4,5 Prozent mehr Geld, 600 Euro Einmalzahlung sowie weitere Verdienstmöglichkeiten durch Mehrarbeit. Die GDL fordert einen eigenständigen Tarifvertrag für das Fahrpersonal und deutliche Einkommensverbesserungen im zweistelligen Prozentbereich.

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