Offizieller Baubeginn am Ground Zero

Viereinhalb Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center haben die Bauarbeiten für einen neuen Wolkenkratzer begonnen. Am Ground Zero wird der 540 Meter hohe Freedom Tower entstehen. Das Gebäude soll die Widerstandsfähigkeit New Yorks gegen Anschläge symbolisieren.

Von Rainer Sütfeld, ARD-Hörfunkstudio New York

Man traut dem Lächeln der Beteiligten noch nicht so ganz. Sie haben in die Kameras gelächelt, als Daniel Liebeskind seinen Siegerentwurf präsentierte. Sie haben gelächelt, als David Childs Daniel Libeskind verdrängte und den Freiheitsturm durch eine Siegessäule ersetzte. Sie haben gelächelt, als sie den Grundstein legten vor zwei Jahren. Heute lächelten Gouverneur, Bürgermeister und immer-noch-Investor Larry Silverstein, als symbolisch der erste Bagger in die berühmteste Baugrube der Welt rollte

Genug geredet, geschachert und gestritten wurde wahrlich. Larry Silverstein hat hoch gepokert und den Wiederaufbau am Ground Zero über Jahre verzögert, solange bis Gouverneur George Pataki und Bürgermeister Michael Bloomberg in der letzten Woche der Kragen platze.

Dann akzeptierte der wohl bestgehasste Immobilien-Mogul New Yorks das letzte Ultimatum. Er lässt im Auftrag des Staates den 540 Meter hohen World-Trade-Center-Ersatz von Childs und auf eigene Kosten drei Hochhäuser am Rande von Ground Zero bauen. Zwei weitere Gebäude übernimmt New York sofort. Ein Kompromiss, der den 74-Jährigen aus Geldnöten befreit und einem versöhnlichen Bürgermeister Bloomberg endlich den Baubeginn garantiert.

Im Jahr 2011 soll der Freedom Tower stehen

„Larry hat mir versichert, dass er wirklich mit dem richtigen Geist an den Wiederaufbau geht“, sagt Bloomberg. Dies sei nicht nur ein neuer Vertrag für Silverstein, sondern „eine Verpflichtung, all die Entwicklungen durchzuführen, die wir in Downtown wollen“. Wie schnell dem gelben Schaufelbagger, der den traditionellen Spatenstich wegen der peinlichen Verzögerung ersetzte, nun weitere Baumaschinen folgen werden, ist noch unklar. Im Jahr 2011 will Silverstein jedenfalls fertig sein. Dann soll die klaffende Lücke in der Skyline von Manhattan endlich wieder geschlossen werden. Daher ist für den Bürgermeister Versagen keine Option. „Wir müssen es jetzt packen. Wir schulden das den Menschen von New York, die es satt sind, ein Loch im Boden zu sehen, wo einst das World Trade Center stand.“

Eine späte Einsicht nach einem selbst für US-Verhältnisse vernichtenden Presse-Echo. Wer aber glaubt, dass wirklich der letzte Entwurf eines massiven Freiheitsturmes auf einem fensterlosen Betonsockel umgesetzt wird, hat die Rechnung ohne die Wahlen im November gemacht. Ein neuer Gouverneur, so war zu hören, könnte ganz andere Ideen für den Zwei-Milliarden-Turm haben. Mal schauen, wer dann lächelt.

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