Erste Klage in Vorbereitung

Ein Zaubersaft, ein Wundermittel für WM-Stars – erprobt bei Leistungssportlern, so wurden die Neosino-Mittel gefeiert. Bayern Münchens Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt verkündete, die Profi-Kicker würden die Produkte regelmäßig schlucken. Die Muskelverletzungen seien seitdem zurückgegangen. Dank der Nano-Teilchen in der Größe von 3 bis 10 Nanometern.

Von Christian Baars, NDR

Doch nun kam das ernüchternde Ergebnis des Max-Planck-Instituts: von den angeblich winzig klein gemahlenen Mineralien keine Spur. Die Kicker des FC Bayern könnten genau so gut den Staub vom Bolzplatz schlucken, sagte der Leiter des Instituts, Professor Markus Antonietti. Die Angaben des Herstellers wären eindeutig falsch. Und das kann nun auch rechtliche Konsequenzen haben, sagt der Arzneimittelrechts-Experte Professor Freund: „Ich denke dafür spricht einiges, dass es hier auch zu strafrechtlichen Ermittlungen kommen kann beziehungsweise zu Ermittlungen im Rahmen eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens.“

Und zwar nicht nur gegen den Hersteller Neosino, sondern auch gegen diejenigen, die für solche Mittel werben. „Die bewusste Irreführung des Verbrauchers ist sowohl im Arzneimittelbereich als auch im Lebensmittelbereich als Straftat erfasst.“ Und das heißt: Auch Müller-Wohlfahrt könnte ins Visier der Strafermittler geraten. Denn er empfiehlt Neosino und behauptet unter anderem, es aktiviere den Stoffwechsel, bekämpfe Osteoporose, wirke entzündungshemmend und helfe gegen Hämorrhoiden. Zu den Recherchen von NDR Info und Panorama hat sich Müller-Wohlfahrt bislang nicht geäußert.

Klage gegen Neosino in der Vorbereitung

Auf den Hersteller Neosino könnten sogar Schadensersatzansprüche zukommen. Die Anwaltskanzlei KTAG in Berlin bereite eine Klage vor, sagt einer der Anwälte, Dietmar Kälberer: „Wir prüfen jetzt inwieweit die Anleger ihre Kursverluste geltend machen können. Aus unserer Sicht ist der relevante Punkt, ob tatsächlich die Produkte Einzelteile aufweisen in dieser Nano-Größe.“

Die Kurse von Neosino waren zwischenzeitlich um über 40 Prozent gefallen, nachdem NDR Info und Panorama die Ergebnisse des Gutachtens vom Max-Planck-Institut veröffentlicht hatten. Neosino wehrt sich gegen die Vorwürfe, konnte aber keine Studie vorlegen, die belegt, dass tatsächlich in ihren Endprodukten Teilchen in der Größe von drei bis zehn Nanometern vorliegen. Dagegen sind die Befunde des Max-Planck-Instituts eindeutig: In keiner Probe fanden sich solch kleine Partikel. Zur Kontrolle haben NDR Info und Panorama die TU Braunschweig nachmessen lassen. Auch diese Untersuchung führte zum gleichen Ergebnis.

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